8. Oktober 2013 bis 6. Jänner 2014
Ausstellung im Kunsthistorischen Museum
Von Doris Preindl
Lucian Freud

Dreiundvierzig Werke von Lucian Freund zeigt das Kunsthistorische Museum in einer Sonderausstellung. Lucian Freund (1922–2011), der Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud, hat noch vor seinem Tod in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Assistenten David Dawson die Auswahl der hier gezeigten Werke bestimmt. Die Arbeiten seiner fast siebzigjährigen Schaffensperiode sind chronologisch und klassisch gehängt, sie zeigen die Entwicklung des stets figurativ malenden Künstlers. Ausgestellt sind Portraits, besonders Selbstportraits , Stilleben und Landschaften.

Lucian Freud wuchs in Berlin auf, seine elterliche Wohnung war mit Reproduktionen von Gemälden und Zeichnungen Dürers, Tizians und Pieter Brueghels geschmückt. Dies begründete eine lebenslange Auseinandersetzung mit der Kunst der Alten Meister. Er besuchte Museen und er variierte auch Werke der alten Kunst, das heißt er kopierte sie nicht, sondern veränderte in seinem Bild die Komposition und malte im eigenen Stil, nicht imitierend. Sein Lieblingskünstler war Tizian. Als Elfjähriger emigrierte er mit seinen Eltern nach London. Mit sechzehn erhielt er die Geschichte Ägyptens von J.H. Breasted, die ihn zur altägyptischen Skulptur hinführte. Bilder seiner ersten Schaffensperiode erinnern an Bilder der neuen Sachlichkeit. Die Bilder sind in akribischer Kleinarbeit mit einem Zobelhaar-Pinsel gemalt. Ab den fünfziger Jahren änderte sich sein Stil, mit gröberem Schweinsborsten-Pinsel malt er locker bis zu den monumentalen Gemälden der achtziger und neunziger Jahre. War in den Jahren bis 1980 das Kaufinteresse an seiner Kunst gering, explodierten ab 1980 die bezahlten Summen für seine Bilder.

Die beiden Bilder Girl in a Dark Jacket und Baby on a Green Sofa zeigen beispielhaft den Stilwandel und den unterschiedlichen Umgang mit dem Pinsel. Girl in a Dark Jacket entstand 1947 und zeigt seine Freundin Kitty Garman, die er 1948 heiratete. Freud malt jedes Detail, und dabei vereint das Bild sowohl Eigenschaften einer Zeichnung als auch eines Ölbildes. Der eisige Blick der großen, fast katzenartigen Augen Kittys vermittelt den Eindruck von Versunkenheit. Ganz anders das 1961 entstandene Bild seiner Tochter Bella. Das schlafende Baby ist mit einem breiten Pinsel gemalt, Licht und Schatten sind nuanciert wiedergegeben, alles wirkt weicher, malerischer und weniger linear zeichnerisch als im ersten Bild.

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog in deutsch und englisch erschienen. Das reichbebilderte Werk enthält nicht nur alle ausgestellten Werke in Farbabbildung mit Beschreibung sondern auch zahlreiches Essays zu Freud.

Die Ausstellung enthält Leihgaben aus den großen Museen, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York, die Londoner Tate und das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid sowie von Privatsammlern. So gibt die von Jasper Sharp kuratierte Ausstellung einen Überblick über das Schaffen von Lucian Freud.

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letzte Änderung: 21.06.2015