Herbst 90
Habilitation Karl Müller
Von Stefan Hoffmann
Literarische Antimoderne in Österreich Historicum | Habilitationen

Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn man als Rezensent betonen muß, daß man irgendetwas oder irgendjemanden, von dem im zu besprechenden Buch die Rede ist, ja eigentlich selbst auch nicht mag. Ich z.B. mag Waggerl ja auch nicht.

Daß die Notwendigkeit einer solchen Versicherung besteht, ist deshalb bedenklich, weil sie nur einen Grund hat: Ich möchte nicht in den Verdacht eines Apologeten bestimmter Autoren kommen, nur weil ich Karl Müller für seine Habilitationsschrift1 kritisiere, die hauptsächlich aus einer Entrüstung über Schriftsteller wie Waggerl oder Weinheber besteht und deren Druckfassung der Otto Müller-Verlag (immer bestrebt, die Autoren, mit denen er am meisten verdient, auch theoretisch aufzuarbeiten) herausgebracht hat.

Die Entrüstung dürfte in der Lese- und Forschungsgeschichte des Autors begründet sein, die er eingangs unter dem Titel "Forschungsmotivation" dem Leser bekanntgibt. Ich möchte diesen Ausführungen meine ebenso belanglosen eigenen Erfahrungen gegenüberstellen: So wie im Haus Müller standen auch bei mir zu Hause Mein Kampf und die Werke Waggerls im Regal, auch "Wildgänse rauschen durch die Nacht" habe ich in meiner Jugend gesungen (zum Unterschied von Müller kam mir dieses Lied beim Bundesheer nicht unter, weil ich nicht beim Militär war). Anders als Müller habe ich Mein Kampf nicht gelesen, und Waggerl war nicht meine wichtigste literarische Jugenderfahrung - ich habe ihn wenig gelesen, weil er mich fadisiert hat. Ich trete daher Waggerl ziemlich unvoreingenommen gegenüber, und wenn ich doch ein Vorurteil gegen ihn habe, dann eher in der Art des von Müller zitierten Kommentars von Friedrich Torberg - "ein Schahs, auf zierlichster Piccoloflöte geblasen" (S. 146).

Der Vorteil, der sich daraus für mich ergibt, besteht darin, daß ich keine offenen Rechnungen mit Waggerl zu begleichen habe, weil er mich nie enttäuscht hat.

Möglicherweise ist dieser Unterschied zu Müller generationsbedingt - anderthalb Jahrzehnte sind in der Nachkriegszeit schon eine ordentliche Zeitspanne. Noch wahrscheinlicher ist ein weiterer Unterschied auf das Alter zurückzuführen: Waggerl hat Müller ja nicht nur enttäuscht, er hat es noch dazu auf eine besonders ungute Art getan - er war ein Nazimitläufer.

Ich rege mich in solchen Fällen - anders als Müller - nicht auf. Ich kann entdecken, daß sich jemand mit dem Nationalsozialismus arrangiert hat, ohne daß ich mich empöre. Nicht daß ich ein Arrangement mit dem Nationalsozialismus für besonders honorig oder sympathisch hielte (obwohl es in manchen Fällen aus der Lebenssituation der betreffenden Personen völlig verständlich ist) - der Gesichtspunkt der Verurteilung oder Exkulpation selbst ist es, der mich nicht interessiert. Wenn sich ein Zeitgeschichtler zuerst einmal über jeden Nazi aufregen muß, der ihm unterkommt, wird er wahrscheinlich zu nichts anderem kommen. Dann geht es ihm wie Müller.

Es ist an sich natürlich erlaubt, im Zug der Erforschung der Zeitgeschichte moralische Tiraden abzulassen, auch wenn nicht recht einsichtig ist, wozu sie gut sein sollen; denn die Ablehnung des Nationalsozialismus ist so allgemein, daß eine "Reeducation" nicht mehr notwendig ist, und ein guter Teil der besprochenen Schriftsteller wurde ja bereits von Vorgängern Müllers entlarvt.

Wirklich problematisch wird so etwas aber erst, wenn die moralische Qualifikation historischer Persönlichkeiten und Ereignisse dazu führt, daß wichtige Gesichtspunkte für die Erklärung des historischen Geschehens außer acht gelassen werden. Dies ist auch der erste Einwand gegen die Arbeit Karl Müllers: Der Autor schiebt Fragestellungen, die für die Bearbeitung seines Gegenstandes recht ergiebig sein könnten, nur deshalb beiseite, weil sie ihm für sein moralisches Anliegen nicht interessant genug sind.

Das betrifft etwa die Modernisierung in der NS-Zeit, über die Müller lieber gar nicht reden möchte; in Anlehnung an den ebenfalls mehr moralistischen als analytischen Gert Kerschbaumer: "das Sprechen von den 'Leistungen der Modernisierung' hinsichtlich der NS-Herrschaft birgt nämlich die Gefahr in sich, daß aufgrund der Positiv-Konnotationen des Begriffes 'modern' der oben beschriebene Umwandlungsprozeß mit einem Ehrenzeichen versehen wird" (S. 47).

Es wird also der Begriff der Modernisierung nur normativ verstanden (ähnlich wie der Resistenz-Begriff S. 49; dazu auch die offenbar zustimmend zitierte Stelle aus R. Grimm in Fn. 2) und daher abgelehnt, weil er unter diesem Aspekt ja nicht die gewünschten Ergebnisse liefert.

Wichtiger als das sind mir aber die Einwände gegen die begrifflich-theoretischen Passagen oder auch nur implizit gegebenen theoretischen Annahmen und gegen die methodischen Vorgangsweisen des Autors.

GENERELLE EINORDNUNGEN, BEGRIFFE

Bei der allgemeinen Charakterisierung von historischen Zusammenhängen fällt auf, daß Müller sehr selektiv arbeitet und große Teile der einschlägigen geschichtswissenschaftlichen Diskussion ausblendet. Dies zeigt sich etwa bei der Kurzcharakterisierung des Nationalsozialismus als Koalition aus Bildungsbürgern, Kleinbürgern und dem Besitzbürgertum, "insbesondere den Industrie-Interessen" (S. 45). Letztere werden - Dimitroff läßt grüßen - noch weiter bemüht: "Den Nationalsozialismus wird man - dies ist ein in der geschichtswissenschaftlichen und faschismustheoretischen Forschung ausgeprägtes Verständnis - betrachten können als die durch die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre zusätzlich angetriebene und auch von den einflußreichsten kapitalistischen Kräften als Chance unterstützte Form, die immanenten kapitalistischen Verwertungsprobleme möglichst erfolgreich, im Sinne insbesondere des Industrie-Kapitals, zu mindern, vielleicht zu lösen" (S. 45). Diese Auffassung von der Rolle der Industrie (von der Hervorhebung des Wörtchens "ein" abgesehen, nicht weiter relativiert), wird noch um die "sozialpsychologischen Dispositionen der Menschen" ergänzt, die die Wirksamkeit des Bündnisses von Rassisten und Kapitalisten sicherten.

Sicherlich wird man nicht verlangen, daß im Rahmen einer solchen Untersuchung auf einer Seite ein substanzieller Beitrag zur Rolle der Industrie bei der Etablierung der NS-Herrschaft geliefert wird, also zu einem Thema, das Gegenstand einer umfangreichen historiographischen Debatte ist (deren Rezeption durch Müller, so sie erfolgt sein sollte, zumindest keinen Niederschlag im Literaturverzeichnis gefunden hat). Es ist nur unerfindlich, warum das Thema überhaupt in dieser insuffizienten Form angeschnitten wird, insbesondere wenn es in der Folge gar keine Rolle mehr spielt. So kann man diesen Abschnitt getrost als reine Propaganda vergessen.

Ähnlich die Verwendung des Begriffs Austrofaschismus, bei dem sich Müller gar nicht mehr um eine inhaltliche Bestimmung bemüht - dafür wird die Bezeichnung großzügig an historische Protagonisten vergeben. So wird etwa der in erster Linie katholische Rudolf Henz zwischendurch locker als "Austrofaschist" geführt (S. 230).

(Nebenbei sei bemerkt, daß die Phraseologie z.T. nur mehr archaisch wirkt. So wird z.B. zu den Ausführungen Ernst Hanischs, der den Erfolg Waggerls aus den Alltagserfahrungen der potentiellen Leser und daraus resultierenden Bedürfnissen nach "Verschönerung" und "Trost" erklärt, lediglich folgendes angemerkt: "Welche Inhalte konkret 'verschönt' wurden und welch objektiv-ideologische Funktion diese Literatur dennoch besaß, wird durch diese Fassung des Begriffs 'Volkstümlichkeit' nicht beantwortet"; S. 143, Fn. 1).

Neben diesen Randerscheinungen, die die wesentlichen Teile der Arbeit nicht betreffen, werden auch wichtige Begriffe in einer Weise eingeführt und verwendet, daß das Ergebnis von vornherein der Kritik entzogen ist: Sofern Definitionen gebracht werden, sind diese schwammig und teilweise wieder mit normativen Begriffen durchsetzt, sodaß die Verwendung in der Arbeit letztlich dem Gusto des Autors überlassen ist.

Ein Musterbeispiel dafür ist der zentrale Begriff der "Antimoderne". Müller: "Wenn man dabei Moderne als das Ergebnis jener sprachlich-ästhetischen Arbeit versteht, die der Sprache, ihren tradierten Verwendungsweisen und literarischen Verfestigungen partiell neue Bedeutungen abtrotzt, also auf eine tendenzielle Umstrukturierung des sprachlich-literarischen Feldes ausgerichtet ist, und zwar nicht, wie das die faschistischen 'Sprach-Transformationierer' (...) taten, um das Individuum in dem schon bestehenden 'Gefängnis der Bedeutungen' noch stärker einzusperren, d.h. das Individuum mit Hilfe der oben genannten Ideologeme auf eine faschistische Identität - erziehungsdiktatorisch - zu verpflichten, sondern es aus ihnen mit Hilfe der Literatur zu entkoppeln, dann leistet dies jene Bewegung, die ich 'Antimoderne' nenne, eben in keiner Weise. Die Antimoderne ist die Stilisierung des Epigonalen, Herkömmlichen als 'modern', und zwar durch die damaligen Ideologen (Schriftsteller, Literaturhistoriker, Kulturpolitiker) selbst" (S. 44).

Mit den zitierten "Ideologemen" dürfte sich Müller auf die Liste auf der vorherigen Seite beziehen: "Diese können benannt werden als deutsch-völkisch-antisemitisch, konservativ-nationalistisch, zivilisationsfeindlich und vitalistisch-sozialdarwinistisch, sozialrevolutionär und antikapitalistisch, antimaterialistisch und antimarxistisch, 'affektgeladen antidemokratisch', antirepublikanisch, antiliberal und antiindividualistisch, aber persönlichkeitsverherrlichend - also: anti- und gegenaufklärerisch" (S. 43). In formaler Hinsicht wird offenbar der Klassizismus als "antimodern" verstanden, soweit das aus den gebrachten Zitaten erschlossen werden kann (z.B. S. 43, Fn. 2; ähnlich das Schwerte-Zitat, S. 10).

Die "Moderne" soll also das "sprachlich-literarische Feld" in Form der "Abtrotzung" neuer Bedeutungen umstrukturieren, die "Antimoderne" tut das nicht. Irgendwo dazwischen oder daneben stehen die Faschisten, die zwar das "sprachlich-literarische Feld" umstrukturieren, dies jedoch, um das Individuum auf eine faschistische Identität zu verpflichten.

Bei diesem Definitionsbrei bleiben mehrere Fragen unberücksichtigt:

Was versteht der Autor unter dem "sprachlich-literarischen Feld" und unter "neuen Bedeutungen"? Kommen unterschiedslos alle möglichen sprachlichen Bedeutungsebenen und alle möglichen literarischen Äußerungformen als Objekte der "Umstrukturierung" in Frage? Wie werden Werke eingeordnet, die in der einen Hinsicht (z.B. formal) keinen herkömmlichen Mustern folgen, in der anderen (z.B. semantisch) sich irgendeinem von Müllers "Ideologemen" verpflichten? Wie ist das Verhältnis von "antimodernen" Epigonen zu "faschistischen Umstrukturierern" zu sehen? Welche Rolle spielen in diesen Zusammenhängen (und in der Wechselwirkung mit den anderen Bedeutungsebenen!) die Bedingungen, unter denen die Autoren schreiben, und die Art der Rezeption ihrer Werke? Ändert sich der "moderne" oder "antimoderne" Charakter eines Werkes je nach dem Kontext, in dem geschrieben, gelesen und rezensiert wird?

Diese Fragen werden in der Arbeit nicht ausdrücklich thematisiert, gewisse Schlüsse können allerdings aus der Behandlung konkreter Sachverhalte gezogen werden. Dabei zeigt sich, daß der "Antimoderne"-Begriff Müllers, soweit er überhaupt konsistent ist, in der Praxis wenig hergibt. Am besten läßt sich das an Beispielen darlegen, wobei ich mich zuerst wieder Müllers Jugendliebe, nämlich Karl Heinrich Waggerl, zuwende.

EIN SCHRIFTSTELLER

Waggerl ist laut Müller ein "antimoderner" Autor. Bei der Behandlung dieses Schriftstellers wird besonderes Augenmerk auf seine Stellung in den Zeiten wechselnder politischer Verhältnisse gelegt. Dabei kommt heraus, daß Waggerl in den 30er Jahren bereits ein anerkannter Schriftsteller war, daß sich seine Beliebtheit in der Nazizeit noch steigerte, um in der Nachkriegszeit ihren Höhepunkt zu erreichen. Diese Beliebtheit wird anhand von Auflagenzahlen, Vorkommen in Sammelwerken, öffentlichen Auftritten und dgl. festgestellt.

Ein weiteres Thema ist die persönliche Nähe Waggerls zum Nationalsozialismus. Waggerl war, wie es scheint, kein rabiater Nazi. Er selbst hat eine NSDAP-Mitgliedschaft geleugnet, und das Gegenteil kann bisher nur vermutet und nicht bewiesen werden. 1940/41 war Waggerl für ein dreiviertel Jahr Bürgermeister von Wagrain. Laut Karl Müller gibt es in den belletristischen Texten Waggerls keine offene politische Parteinahme für den Nationalsozialismus. Es soll sogar zu ein paar "defaitistischen" Äußerungen während des Krieges gekommen sein (S. 86).

Aber natürlich war Waggerl keineswegs ein Nazigegner - er war, wie sich bei seiner Nachkriegs-Kontroverse mit dem tatsächlich ziemlich üblen Karl Springenschmid zeigte, so gut wie gar nicht resistent gegen den Nationalsozialismus (S. 93-94). In der Diktion des sicher der Weißwäscherei nicht verdächtigen Viktor Matejka: Ein Nazikollaborateur (S. 95). (Es sei angemerkt, daß auch Müller sehr wohl zwischen "Salonnazis" - so die NS-Diktion - (S. 243, Fn. 1) und anderen Nazis differenzieren kann).

Was hat das alles für unsere Frage nach dem "antimodernen" Charakter seiner Werke zu besagen?

EIN WERK

Es sei auch dafür ein Beispiel herangezogen, und zwar der Roman Brot (1930), den wohl auch Müller als Musterbeispiel für Waggerls "antimoderne" Schreibweise ab 1930 betrachtet und den ich - ich gestehe es - erst für die Zwecke dieser Rezension gelesen habe. Nach der Beschreibung Müllers erwartete ich Schlimmes:

"der Roman verherrlicht das Ideal einer archaischen, geschichtlicher und somit sozialer, ökonomischer und politischer Entwicklung entzogenen und deswegen als 'natürlich' und 'ewig' ausgegebenen Lebensform, die sich in der Autarkie bäuerlichen Arbeitens und Lebens verwirklicht. 'Natürliches' Einverständnis mit diesem Leben wird konsequenterweise als erstrebenswert, ja als biologisch grundierte, gesunde 'Natürlichkeit' verherrlicht, jede Abweichung davon als Schuld, blutsmäßige Dekadenz und schädliche Abirrung verurteilt. (...) Hinter dem Bereich des 'natürlichen', stadtfernen, bäuerlich-patriarchalischen Lebens scheint die Welt der städtischen, kapitalistisch orientierten, unüberschaubar-pluralistischen, von Klassengegensätzen vergifteten Zivilisation auf. Hinter der 'natürlichen', nicht-entfremdeten, auf eigenem Grund und Boden und am eigenen Hof verrichteten, sinnvollen Arbeit des ein 'göttliches Naturgesetz' vollziehenden, nicht-intellektuellen, vitalen Bauern und Landnehmers (...) steht die arbeitsteilige, sinnentleerte Arbeit des vitalschwachen, 'entwurzelten', weil besitzlosen Nicht-Bauern" (S. 71).

"Was das auf den ersten Blick normsprengende Verhältnis des Erzählers zur Sexualität betrifft, so wird dieses jedoch insofern als scheinemanzipatorisch erkennbar, als die Frau die bloße Magd des Bauern bleibt und der Erzähler ausschließlich die autoritär-patriarchalische Familie propagiert" (S. 72).

Tatsächlich ist der Roman - der gewiß nicht unter den Büchern wäre, die ich mir auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde - harmloser: So kann keine Rede davon sein, daß die in Brot beschriebene Lebensform der sozialen etc. Entwicklung entzogen wäre und daß in dem Roman ein "autarkes" Bauerntum propagiert würde: Der Bauer, der hier Hauptfigur ist, ist sehr wohl auf die ökonomischen Verbindungen mit der Außenwelt, nämlich mit den Gewerbetreibenden im Dorf, angewiesen; er muß sich sogar Saatgut aus Übersee (!) kommen lassen, um trotz ungünstiger klimatischer Verhältnisse Bodenerträge erwirtschaften zu können, und besondere Mühlsteine, um dieses harte Getreide mahlen zu können; bei seinen technischen Konstruktionen läßt er sich von einem Ingenieur beraten. Auch mit der Zivilisationsfeindlichkeit ist es nicht so weit her, bedenkt man, daß die Elektrifizierung des Hofes ein erstrebenswertes Ziel darstellt, das schließlich auch erreicht wird. Die "biologische Grundierung" spielt in dem Roman keine Rolle, Kapitalismus und Klassengegensätze ebenfalls nicht. Die Gegenfigur zum Bauern und Landnehmer ist nicht der besitzlose Nicht-Bauer, sondern der äußerst wohlhabende Müller, der ein weit größerer Grundbesitzer ist als die Hauptfigur und der schließlich bankrott geht. Was die Rollenverteilung in der bäuerlichen Familie betrifft, ist es richtig, daß etwa in der Arbeitsorganisation traditionelle Muster bestehen bleiben, doch ist die Ehefrau des Bauern sicher nicht "Magd" im Sinn einer bloßen Befehlsempfängerin oder dgl.

ANTIMODERNE?

Auf welcher Ebene wird nun der "antimoderne" Charakter Waggerls bzw. seiner Werke deutlich? Was die formale Seite betrifft, ist allgemein bekannt, daß Waggerl hier nicht zu Experimenten neigte; andererseits ist dies kaum das ausschlaggebende Kriterium für die Müllersche Kategorisierung, da es ja zahllose Autoren gibt, die an überkommenen Formen festhielten, von Müller aber dennoch nicht als "antimodern" eingestuft werden.

Wichtig scheint für Müller die semantische Seite zu sein. Allerdings sind seine semantischen Befunde, wie ausgeführt, eher zweifelhaft. Es spielen auch die oben angeführten "Ideologeme" keine auffallende Rolle: Brot ist weder (deutsch)national noch antisemitisch, wie dargelegt auch nicht zivilisationsfeindlich, schon gar nicht antiindividualistisch; Demokratie, Republik und Klassenkampf sind kein Thema.

Daß es sich in semantischer Hinsicht um eine recht unspezifische "Antimoderne" handeln muß, zeigt sich auch in der Rezeption: Die Arbeiterzeitung z.B. rezensierte Brot positiv und wies u.a. auf die Darstellung "unentfremdeter Arbeit" in dem Roman hin (S. 82). Auch auf katholischer Seite kam Brot gut an. Offenbar kann der Roman sehr unterschiedlich gelesen und verstanden werden.

Dies kann verallgemeinert werden: "Antimoderne" Werke im Verständnis Müllers können in formaler und semantischer Hinsicht durchaus mehrdeutig sein (wenn es natürlich auch Werke gibt, die mit den Müllerschen "Ideologemen" reichhaltig ausgestattet sind) und können vielfach daher auf ganz verschiedene Weise rezipiert werden.

Nach meinem Eindruck siedelt Müller jedoch trotz dieser vielfältigen Rezeption die "Antimoderne" in erster Linie im pragmatischen Bereich an. Ein Hauptgesichtspunkt für die entsprechende Einordnung ist im Fall Waggerls die Feststellung der "Verwertbarkeit und konkreten Verwendung Waggerlscher Dichtungen durch die NS-Kulturpolitik" (S. 81) und der "Brauchbarkeit seiner Dichtung in einem totalitären System" (S. 91).

Ähnlich wird bei anderen Schriftstellern verfahren: "Schreyvogls Argumentation, 'über dieses Buch von Wien (falle) auch nicht ein Schatten des Nationalsozialismus', stimmt nur unter der Annahme, daß sich das 'Nationalsozialistische' eines Werkes an der Quantität der verwendeten 'nationalsozialistischen' Begriffe und/oder des 'nationalsozialistischen' Stoffes messen ließe. Das konnte auch Schreyvogl nicht meinen. Es widerspricht auch diametral dem, was die nationalsozialistische Literaturpolitik insbesondere während des Krieges von der Kunst forderte, nämlich Ablenkung, Erholung, Entspannung, Abenteuer, Trost" (S. 216-217). Und zu Schreyvogls Schicksalssymphonie meint der Autor: "Wenn der Roman wegen seiner verklärenden Schilderung Wiens zur Jahrhundertwende auch während des Krieges die Funktion erfüllt haben mochte, österreich-verbundenen Lesern einen bestimmten Rückhalt oder Fluchtraum in der Vergangenheit der alten Monarchie zu gewähren, so ist er ungeachtet dessen gleichzeitig geeignet, den Leserbedürfnissen nach ablenkender Unterhaltung und der NS-Strategie zu deren Förderung zu entsprechen" (S. 216).

Es stellt sich indessen die Frage, was "Verwertbarkeit" eines Textes in einem bestimmten (politischen) Umfeld aussagt. Sagt es etwas über den Text als formal-semantisches Gebilde aus? Kaum oder nur sehr wenig - das Beispiel der Rezeption von Literatur (oder von Kunst oder Musik) im Nationalsozialismus zeigt, daß hier unterschiedlichste Dinge verwertet wurde. Zum Beispiel wurden Klassiker gern herangezogen. "Verwertung" im Sinn Müllers bedeutet außerdem nicht nur, daß eine pathetische Beethoven-Symphonie in die Wirkungsästhetik des Regimes integriert wurde: "Verwerten" konnte man auch eine Rossini-Ouverture oder einen Lanner-Walzer, weil diese "Erholung" boten. Und "Erholung" bot sehr vieles. Daher dürfte für Müller ein zweiter Gesichtspunkt bedeutsam sein: Der Autor muß selbst eine gewisse Nähe zum Nationalsozialismus erkennen lassen, und äußere sie sich auch nur in mangelnder Resistenz.

Augenfällig wird die Unsinnigkeit dieses Ansatzes bei der Besprechung von Max Mell. 1951 brachte Mell sein Drama Kriemhilds Rache heraus, das als Fortsetzung von Der Nibelunge Not aus dem Jahr 1944 anzusehen war. Bereits in der Kritik des Jahres 1951 klang das "Verwertungs"-Motiv an: "Für E. Lanzer (Pseud.) lag der Skandal der Aufführung des zweiten Teils eines Stückes, dessen erster Teil in einem nationalsozialistischen Preisausschreiben preisgekrönt worden sei (Fn.), darin, daß es zu jenem Literaturkreis zähle, in dem 'bestimmte Tendenzen der deutschen Literatur von den Nazi leicht zu ihrem Nutzen ausgewertet werden konnten'" (S. 310).

Auch Müller hat Einwände gegen Der Nibelunge Not: "Bei dem 1944 uraufgeführten Nibelungen-Drama konnte man zwar von offen nazistischer Propaganda nicht reden. Es hatte 'mit den Vorstellungen des NS-Regimes nicht viel gemein' (F. Aspetsberger 1984, 267), auch wenn das Stück aufgrund des 'vollständigen Mangels an nachvollziehbarer Kausalität' der Handlungen 'propagandistisch verwertbar' (P. Roessler 1987, 206) blieb, wie die NS-Rezeption bestätigt" (S. 308).

Für die Einschätzung des Stückes aus dem Jahr 1951 haben sich dagegen die Gesichtspunkte geändert: "So sehr Lanzers Forderungen nach anderen Stücken und ihre Fragen betreffend das Programmkalkül des Burgtheaterdirektors berechtigt waren, so sehr stand ihre sonstige Kritik auf tönernen Füßen: nur weil die 'Nazi' mit literarischen Produkten auf eindimensionale Weise umgingen, konnte man nicht das neue Stück verurteilen" (S. 310).

Das heißt: Der Nibelunge Not war für die Nazis "verwertbar", Kriemhilds Rache nicht - weil es erst 1951 herauskam. Aus der (ohnehin nur sehr kurzen) Besprechung der Texte wird nicht ersichtlich, daß Müller irgendwelche bedeutsamen formalen oder semantischen Unterschiede zwischen den beiden Dramen sehen würde. Hätte Mell zufällig Kriemhilds Rache noch in der Kriegszeit herausgebracht, wäre nach der Einschätzung Müllers dieses Stück hinsichtlich "Verwertbarkeit" dem früheren an die Seite zu stellen. "Verwertbarkeit" hängt hier demnach also von puren Zufälligkeiten ab.

Es muß allerdings festgehalten werden, daß Müllers Maßstäbe keineswegs einheitlich sind. Die Hauptlinie ist nämlich nicht diese exklusive Behandlung Mells, sondern sind die "Zäsuren ohne Folgen": Die Kehrseite der "Verwertung" unverdächtiger Kunstwerke im Nationalsozialismus ist die Rezeption der "antimodernen" Werke in höchst unterschiedlichen Zusammenhängen.

Eine breite Streuung ist hier nicht nur für die Rezeption Waggerls ("Dies schloß aber nicht aus, daß die Texte oder einzelne Passagen nicht auch im konkurrierenden Paradigma ihren Platz finden konnten"; S. 49) charakteristisch: "Texte der in Salzburg tätigen Schriftsteller Karl Springenschmid, Pert Peternell, Karl Heinrich Waggerl und Erich Landgrebe wurden in fast allen Zeitungen abgedruckt, Pert Peternell sogar in der KPÖ-Zeitung, obwohl er zu den regsten Propagandisten der NS-Herrschaft gehörte" (S. 266). "Besonders wichtig erscheint mir der Hinweis E. Lechners, daß sich in Österreich im Unterschied zu Deutschland auf allen Ebenen der 'Schmutz-und Schund'-Debatte bei allen Differenzierungen im Detail die Gemeinsamkeit einer literaturkonservativen Einstellung (über die Parteigrenzen hinweg) feststellen läßt. Insbesondere die sozialistische Kinderfreunde-Organisation Österreichs habe in ihrer 'Schmutz-und Schundkritik' im Unterschied zu ihrer eigenen Tradition 'auf eine gesellschaftspolitische Ausrichtung' (146) verzichtet" (S. 173-174, Fn. 2).

Für die Frage der Kontinuität über das Jahr 1945 hinweg heißt das: "Mit diesem Blick auf den Gegenstand wird es möglich, insbesondere den sich in weniger als fünf Jahren vollziehenden Prozeß der offenen Reintegration der Antimoderne nach 1945 besser zu verstehen, als einen Prozeß nämlich, in dem die gegenaufklärerischen Kräfte, gefördert durch eine Reihe von politischen, ideologischen, institutionellen und mentalen Bedingungen, die Oberhand über die aufklärerischen Kräfte gewannen" (S. 165). Die "Antimoderne" überlebte also alle politischen Wechsel. Das Hauptkriterium für die Qualifizierung eines Werkes als "antimodern" ist demnach meistens das Verhalten seines Autors in der NS-Zeit und allenfalls auch die Rezeption in der NS-Zeit. Macht sich ein Autor dabei unmöglich, bleibt er auch nach 1945 "antimodern"; und hat er nach 1945 Erfolg, dann ist das ein Sieg der "Gegenaufklärung".

METHODE

In der oben zitierten Kritik Müllers an E. Lanzer klingt noch ein Punkt an, der sonst in dem ganzen Band keine Rolle spielt, obwohl er für Müllers Methoden von Bedeutung wäre: Der "eindimensionale Umgang" der Nazis mit literarischen Produkten dürfe nicht dazu führen, die späteren Stücke zu verurteilen. Und die früheren Stücke?

In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich, auf Müllers Methoden einzugehen. Weniger wichtig ist diese Frage für die formalen und semantischen Untersuchungen, die für einzelne Werke in ziemlich pauschaler Form erfolgen und zu denen wenig zu sagen ist. Die Vorgangsweise ist hier dem Gegenstand an sich adäquat, wenn Müller auch in seiner Interpretation, wie schon oben dargelegt, häufig tendenziös ist.

Wichtiger ist die pragmatische Seite. Die Produktionsseite wird vorwiegend biographisch abgehandelt, wogegen nichts einzuwenden ist. Die Schwachstelle ist die Behandlung der Rezeption.

Die Rezeption wird zum einen anhand einer Sammlung von ca. 80 Anthologien aus der Zeit 1933-45 untersucht. Müller zählt, wie oft die "völkisch-national-konservativen und nationalsozialistischen Autoren" in diesen Anthologien vorkommen. Für diese Autoren werden dann noch weitere Informationen (Mitgliedschaften in NS-Organisationen, Daten aus der Entnazifizierung usw.) wiedergegeben (alles in den Tabellen des Anhangs).

Diese Tabellen werden nicht systematisch analysiert, obwohl es genug auffällige Punkte gegeben hätte: Der mit deutlichem Abstand populärste unter den von Müller berücksichtigten Autoren war Josef Weinheber; er kam in 33 der 80 Anthologien vor. Eine große Zahl von Autoren kam nur ganz selten vor, viele gar nur einmal. Bedenkt man, daß die Liste nur Autoren beinhaltet, die in den Anthologien vorkommen, nicht aber andere "antimoderne" Schriftsteller, ist die Vermutung erlaubt, daß die aus dieser Ecke stammenden Werke zu einem beachtlichen Teil in der Praxis ohne Relevanz waren, weil sie nicht rezipiert wurden.

Müller geht dieser Frage nicht nach. Ein weiterer Punkt, den er ausklammert, ist die Frage nach den sonstigen in den Anthologien vertretenen Autoren: Ein großer Teil dieser Sammlungen beschränkt sich nicht auf zeitgenössische Autoren, sondern umfaßt eine weit zurückreichende Zeitspanne. Hier wäre zu fragen gewesen, welche sonstigen Autoren die Herausgeber mit welchen "völkisch-national-konservativen und nationalsozialistischen Autoren" kombinierten und welche Autoren die populärsten waren; derartige Untersuchungen hätten sicherlich Rückschlüsse auf die Rezeptionshaltungen gegenüber Werken verschiedener Provenienz ermöglicht.

Die vorliegende Auswertung der Anthologien ist somit ungenügend.

Ein weiterer Schwachpunkt der Rezeptionsuntersuchungen ist die Darstellung der Behandlung der Autoren durch die Literaturwissenschaftler und Kritiker. Außer Acht gelassen wird dabei die Frage, welchen Voraussetzungen die Äußerungen dieser Rezipienten unterlagen. Daß Nazis mit literarischen Werken auf "eindimensionale Weise" umgingen, fällt Müller erst am Ende eines Buches auf, in dem er über Seiten hinweg diesen Umgang als Indikator für die Einordnung der Schriftsteller selbst benutzt hat.

Es ist keine Frage, daß eine Reihe der erwähnten Autoren Nationalsozialisten waren; es sind nur vielleicht die Literaturwissenschaftler, die in der NS-Zeit Lehrstühle innehatten und Bücher publizierten, nicht die profundesten Zeugen für den "völkischen" Charakter von literarischen Werken - es lag für sie nahe, sehr rasch und leicht einen derartigen "völkischen" Charakter zu entdecken, solange ein noch lebender Autor ein Parteigenosse war oder zumindest nicht renitent war und nicht emigrierte - von den verstorbenen Autoren ganz zu schweigen. Das von Müller offenbar als besonders signifikant empfundene Kriterium der Rezeption unter den Literaturwissenschaftlern (vielleicht auch eine déformation professionelle des Autors) gibt in Wirklichkeit beim Gros der in Frage kommenden Schriftsteller nichts her.

Ähnlich ist die Lage bei der Behandlung der Kritik nach 1945. Aus den ersten Jahren nach dem Krieg liegen Äußerungen einer Reihe von Kritikern und auch kontroverse Stellungnahmen zum Verhalten von Autoren in der Nazizeit vor. Des weiteren haben Schriftsteller wie Gerhard Fritsch oder Andreas Okopenko auch in der Folge wiederholt auf die Kriegs- und Nachkriegszeit Bezug genommen. Alle diese in der Einleitung und danach reichlich zitierten Stimmen sind als Privatmeinung sicherlich ehrenwert und würden jedes Journal-Panorama schmücken (und tun das auch oft genug), sind aber keine adäquate historiographische Bearbeitung des Themas (und sind, nehme ich an, auch nicht als solche gedacht).

Müller allerdings zitiert diese Äußerungen mit Vorliebe quasi als Sekundärquelle. Das ist im Fall moralischer Beurteilungen egal, da es ja gleichgültig ist, ob eine solche Wohlmeinung von Karl Müller oder von Milo Dor stammt. Im Fall von sachlichen Einschätzungen sind diese Quellen allerdings von geringem Wert: Gewiß sind die Äußerungen Fritschs oder Dors über den Geschmack des Publikums nicht ganz falsch; aber es ist ja eigentlich ohnedies bekannt, daß Heimatromane höhere Auflagen erreichten als etwa die Werke der Wiener Gruppe; da sich genauere Aussagen zu diesem Thema in Kritiker- und Schriftstelleräußerungen nicht finden (und im übrigen hauptsächlich die Zeitläufte beklagt werden), sind diese Äußerungen ebenfalls eher unergiebig.

Angesichts der breiten Berücksichtigung, die die Meinungen von Literaturwissenschaftlern und Kritikern finden, ist es erstaunlich, wie wenig auf eine weit interessantere Frage eingegangen wird: Die Millionen, die die Bücher der "antimodernen" Autoren kauften und wahrscheinlich auch lasen, werden in einem Absatz (S. 121) behandelt, der zwei Zahlen zur Waggerl-Rezeption aus einer Salzburg-Umfrage aus den 70er Jahren zitiert. Das Ergebnis: Waggerl gehörte nach dem Bekanntheitsgrad zur absoluten Spitze und wurde von über 60% der Befragten gelesen. Wer diese 60% waren, was sie taten, wo sie wohnten, warum sie Waggerl (oder andere Autoren) lasen und wie die Verhältnisse 10, 20 oder 50 Jahre vorher waren, wird nicht gefragt. Eine solche Untersuchung hätte zwar viel Arbeit verursacht, doch hätte man dafür ja viele überflüssige Passagen in dem Band weglassen können.

ZUSAMMENFASSUNG

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß nicht nur das Grundanliegen Müllers, nämlich die moralische Erbauung des Lesers bei der Betrachtung des Verhaltens von Schriftstellern in verschiedenen politischen Zusammenhängen, merkwürdig archaisch wirkt. Diese Art von Forschung sollte längst vorbei sein, der Nationalsozialismus kann längst historisiert werden.

Archaisch wirkt auch die Art der Begrifflichkeit, der in der gebotenen und verwendeten Form jede Handhabbarkeit abgeht. Tatsächlich regiert in den Untersuchungskategorien die pure Willkür des Verfassers.

Schließlich bietet der Band auch methodisch wenig Interessantes und viel Problematisches. Einige Fragen werden in methodisch adäquater Weise angegangen, bei den sozialgeschichtlichen Fragen herrscht dagegen gähnende Leere.

Da die Arbeit an einem germanistischen Institut entstanden ist, sei abschließend einem Literaturwissenschaftler mit offenbar seherischen Qualitäten das Wort erteilt:

"Eigentlich und tatsächlich sind solche Bücher, Artikel und Doktorarbeiten Formulierungen persönlicher Intuition, persönlichen Geschmacks, mehr oder weniger neu, mehr oder weniger sinnreich oder diskussionsstiftend. Selbst dort, wo sie ungewöhnlich genau in der Empfindung und elegant in der Darbietung sind, fallen diese Akte sekundären Diskurses nicht unter 'Forschung'. Darüber hinaus ist die Feststellung von Belang, daß nur sehr wenige über solche Genauigkeit und Eleganz verfügen. Die ganze Vorstellung von Forschung in moderner Literaturwissenschaft wird beeinträchtigt von der offenkundig falschen Voraussetzung, daß Zehntausende junger Leute irgend etwas Neues oder Zutreffendes über Shakespeare oder Keats oder Flaubert zu sagen haben. In Wahrheit ist die Masse der Doktorarbeiten und Habilitationsschriften, die als 'Forschung' auf literarischem Gebiet gemeint sind und dementsprechende Veröffentlichungen nach sich ziehen, nichts weiter als ein grauer Morast"2.

 

Anmerkungen

1. Karl Müller: Zäsuren ohne Folgen. Das lange Leben der literarischen Antimoderne Österreichs seit den 30er Jahren. Salzburg (Otto Müller) 1990. 374 S. öS 298,-

2. George Steiner: Von realer Gegenwart. Hat unser Sprechen Inhalt? München (Hanser) 1990. S. 54.

 

 

 

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letzte Änderung: 19.06.2015
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