Sommer 2002
Habilitation Michael Pammer
Von Max-Stephan Schulze
Entwicklung und Ungleichheit im 19. Jahrhundert Historicum | Habilitationen

Die Determinanten, Raten und Phasen des Wachstums und der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert stehen im Mittelpunkt des Interesses eines erheblichen Teils der neueren wirtschaftshistorischen Literatur. Der vorliegende Band Michael Pammers, hervorgegangen aus einer 2001 an der Universität Linz angenommenen Habilitationsschrift, beschäftigt sich dagegen mit den Konsequenzen von Wachstum und ökonomischer Entwicklung.[1] Genauer, es geht um die Struktur und Verteilung der privaten (Sach-)Vermögen als gewichtige, doch gewiß nicht einzige die Wohlstandsverteilung bestimmende Faktoren. Die Untersuchung erstreckt sich dabei auf die Vermögenslage der Bevölkerung im Gebiet des heutigen Österreichs während der Periode 1820 bis 1913.

Das einführende erste Kapitel skizziert knapp den relevanten historiographischen Kontext, erörtert einige der Zusammenhänge zwischen Wachstum-Verteilung und Einkommen-Vermögen, um sich dann den analytischen Kategorien zuzuwenden, unter deren Zuhilfenahme das Datenmaterial im Hinblick auf die Vermögensverteilung untersucht wird. Ein hier angesprochenes Problem ist das der Kapitalmarktsegmentierung durch rechtliche, moralische oder sonstige institutionelle Beschränkungen, die bestimmte Bevölkerungs- und Berufsgruppen von manchen Anlagen ausschloß und damit auf die Verteilung einwirkte. Die Bedeutung dieser Beschränkungen nahm über das 19. Jahrhundert jedoch tendenziell ab.

Mehr als die Hälfte des Haupttexts gilt der detaillierten, deskriptiven Behandlung der sich im Zeitablauf ändernden demographischen Faktoren und Kapitalmarktcharakteristika, die als »Randbedingungen für Wachstum und Verteilung« (S. 42) auf die Vermögen einwirken. Zunächst wendet sich Pammer, nach Regionen unterscheidend, der Altersstruktur und der Bevölkerungszusammensetzung nach Geschlecht, Beruf, Stellung im Beruf und sektoraler Zugehörigkeit zu (zweites Kapitel). Dies ist insofern von Bedeutung, als Änderungen in der Verteilung des Vermögensaggregats einerseits das Ergebnis von sich verändernden Vermögensdifferentialen zwischen den einzelnen so definierten Personengruppen sein können, andererseits auf Verschiebungen in den Anteilen dieser Personengruppen an der Gesamtbevölkerung zurückgehen. Insgesamt werden knapp zwanzig demographische Kategorien unterschieden und ausführlichst erläutert. Diese bilden Teil der materiellen Grundlage für die in den Kapiteln 4 bis 6 folgenden Schätzungen der Vermögenshöhe, -verteilung und -struktur. Es fragt sich allerdings, ob die demographischen Veränderungen hier auf über siebzig Seiten wirklich in all ihren Facetten ausgeleuchtet werden müssen, um den Problemen im Mittelpunkt dieser Studie auf den Grund gehen zu können. Ein Großteil des in diesem Kapitel präsentierten Zahlenmaterials, einschließlich der dazugehörigen quellenkritischen Diskussion, könnte im Interesse der Beschränkung auf das Wesentliche in einem Anhang untergebracht werden.

Knapper und mit präziserem Fokus stellt sich die Untersuchung der Kapitalmarktbedingungen im folgenden Kapital dar. Das – wenn auch im internationalen Vergleich moderate – Wachstum der österreichischen Wirtschaft im 19. Jahrhundert ging einher mit der Zuname des privaten und öffentlichen Kapitalbedarfs, dem mit steigenden Einkommen der Bevölkerung zunehmende, nach Anlage suchende Ersparnisse gegenüberstanden. Wie zu erwarten und auch für andere Volkswirtschaften beobachtet, bot der österreichische Kapitalmarkt am Ende der Untersuchungsperiode ein gänzlich anderes Bild als in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Dies ist nicht nur ein Ergebnis des zunehmenden Marktvolumens, sondern auch und gerade der Diversifikation der Titel und Einlagen, die Anlegern offeriert wurden. Besonders auffallend ist hier die zunehmende Mobilisierung von Kleinkapitalien durch Spareinlagen, die in der ersten Jahrhunderthälfte praktisch keine Rolle spielten, aber ab den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts rasch an absoluter und relativer Bedeutung gewannen.

In den drei folgenden Kapiteln stützt sich die empirische Analyse des Wachstums, der Verteilung und der Zusammensetzung der Vermögen auf Individualdaten, die in Form einer nach Berufszugehörigkeit, regionaler Herkunft und Alter geschichteten Stichprobe mit insgesamt knapp 7500 Einträgen aus gerichtlichen Nachlaßakten (»Verlassenschaftsabhandlungen«) erhoben wurden. Wo es die Fragestellung erfordert, werden – wie üblich – den einzelnen Schichten aus der Bevölkerungsstatistik gewonnene Gewichte zugeordnet, um die Stichprobenergebnisse auf die Gesamtbevölkerung übertragen zu können. Die dabei angewandten Methoden und aufgetretenen Quellenprobleme werden in einem nützlichen Anhang ausführlich erläutert. Zunächst schätzt Pammer die Höhe der Vermögen als Funktion der Geschlechts- und Berufzugehörigkeit (dummies), des Alters und der Zeit für die einzelnen Kronländer und, unter Berücksichtigung zusätzlicher regionaler Dummies, die Alpenländer als Ganzes. Hier dient die Regressionsanalyse jedoch nicht der Überprüfung ökonomisch oder historisch explizit begründeter Hypothesen, sondern lediglich, im Einklang mit der in der Einführung bekundeten Absicht, der Beschreibung der Verhältnisse. Zwar bleiben einige relevante Details der Schätzung weitgehend unangesprochen – so zum Beispiel die nähere Begründung der gewählten Spezifikation; die Bedeutung, die den Bestimmtheitsmaßen (zwischen 0,18 und 0,34) beigemessen wird; die genaue Zusammensetzung der abhängigen Variablen (pooling) und das angewandte Schätzverfahren –, im großen und ganzen sehen die Ergebnisse aber plausibel aus. Demnach hatten, erstens, Männer signifikant größere Vermögen als Frauen, und Berufsgruppen mit höheren Vermögen waren vor allem mit Männern besetzt. Zweitens, die Koeffizienten der einfachen und der quadrierten Altersvariablen haben die »richtigen« Vorzeichen und sind jeweils signifikant, was auf anfängliche Ersparnisbildung und Vermögensauflösung im Alter hindeutet. Drittens, gemessen über die Alpenländer insgesamt, ergeben sich deutliche Vermögensdifferentiale zwischen den Kronländern. Viertens, und dies dürfte kaum überraschen, Berufsgruppen, die in der Regel mit höheren Einkommen assoziiert werden, das heißt Unternehmer, Freiberufler und die oberen Ränge der Bürokratie, verfügten im 19. Jahrhundert auch über deutlich höhere Vermögen als zum Beispiel Dienstboten. Fünftens, die aggregierten Vermögenswerte stiegen im Zeitablauf, und das, separat geschätzte, Wachstum des realen Pro-Kopf Vermögens belief sich im jährlichen Durchschnitt auf circa 1,2 Prozent, das heißt es war auf ungefähr gleicher Höhe mit dem Einkommenswachstum.

Im folgenden, fünften Kapitel über die Vermögensverteilung wird zwischen regionaler und sektoraler Ungleichheit unterschieden. Gemessen wird die Verteilung mittels eines modifizierten, in drei Komponenten zerlegten Gini-Koeffizienten, der es erlaubt, das Gesamtmaß der Ungleichheit auf die gewichteten Beiträge der Vermögensungleichheit innerhalb der zum Beispiel nach Beruf oder Region unterschiedenen Gruppen, der Unterschiede zwischen den Durchschnittsvermögen dieser Gruppen und schließlich der überlappenden Verteilungen verschiedener Gruppen zurückzuführen. Für das Gebiet des heutigen Österreich während der Periode 1830 bis 1910 lag der gesamte Gini-Koeffizient immer über 0,8 und zeitweise sogar über 0,9, also bei Werten in der Nähe maximaler Ungleichheit, die jedoch als nicht überraschend im internationalen Vergleich und »bei Wirtschaften in den ersten Jahrzehnten des modernen Wirtschaftswachstums« (S. 202) angesehen werden. Besonders hoch war das Maß der Ungleichheit dabei am Anfang und gegen Ende der Untersuchungsperiode. Über die ganze Zeitspanne gemessen (aber mit intertemporalen Abweichungen), gingen circa zwei Drittel der gesamten Ungleichheit auf Unterschiede zwischen den Kronländern zurück, wobei überlappende Verteilungen größere Bedeutung als die Unterschiede in regionalen Durchschnittsvermögen hatten. Der Rest war das Ergebnis intra-regionaler Vermögensungleichheit, die jedoch ebenfalls eine stark regionsspezifische Komponente beinhaltete: zwischen fünfzig und neunzig Prozent der gesamten innerregionalen Ungleichheit gehen auf Niederösterreich zurück, was sich mit dessen hohem Anteil an der österreichischen Gesamtbevölkerung und dort besonders ausgeprägten Vermögensunterschieden erklären läßt. Zugleich waren die Vermögen in Niederösterreich höher als in den übrigen Regionen, wie der Vergleich aus potenzieller Zu- oder Abwanderung resultierender »Gewinne« zeigt. Der Abstand zu den anderen Regionen verringerte sich erst in den beiden letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg. Unter sektoralen Gesichtspunkten war die beobachtete Vermögensungleichheit von der Ungleichheit zwischen verschiedenen Berufsgruppen dominiert; circa achtzig bis neunzig Prozent lassen sich auf Mittelwertunterschiede zurückführen. Die sektorale Gliederung korrespondierte damit ziemlich eng mit nach Vermögensstatus homogenen Gruppen. Die »Wanderungsanalyse« zeigt weiter, daß Oberschichtgruppen (Unternehmer, Freiberufler, Privatiers und hohe Beamte) fast immer in einer vorteilhafteren Vermögensposition waren als Angehörige der Mittel- und Unterschichten. Innerhalb der verschiedenen Berufsgruppen blieb das Maß der Ungleichheit im Zeitablauf weitgehend konstant, doch gab es ausgeprägte absolute Unterschiede in der innersektoralen Ungleichheit zwischen den verschiedenen Sektoren. Die Landwirtschaft und teilweise auch die freien Berufe zeigten deutlich egalitärere Vermögensstrukturen als Gewerbe, Handel, Bürokratie und die sonstigen Bereiche. Pammer schließt, daß Veränderungen in der sektoralen Struktur eine allenfalls partielle Erklärung der Veränderungen der Vermögensverteilung im 19. Jahrhundert offerieren. Zunächst, so das Argument, verstärkte die anfänglich wahrscheinlich noch zunehmende Bedeutung der Landwirtschaft den Trend zu mehr Gleichheit nach 1830. Sektoraler Wandel führte aber in der zweiten Jahrhunderthälfte tendenziell zu zunehmender Ungleichheit, um in den letzten zwei, drei Jahrzehnten vor dem ersten Weltkrieg wieder leicht egalisierende Einflüsse auszuüben. In dieser letzten Phase, so wird vermutet, kompensiert die abnehmende intersektorale Ungleichheit den Verteilungseffekt eines relativ kleiner werdenden, egalitär strukturierter landwirtschaftlichen Sektors. Für die nicht so recht ins Bild passende extreme Ungleichheit am Anfang der Periode (1830) greift der Autor auf eine ad hoc Erklärung zurück. Demnach kam es vor 1820 durch Inflation und Staatsbankrott zur Vernichtung von Geldvermögen und Forderungen auf Papiergeldbasis, die kleinere Vermögen tendenziell härter traf als größere. Die Verteilungskoeffizienten für 1830 »könnten von dieser Geschichte gepägt sein, während dann die Werte für die folgenden Jahrzehnte die […] Rückkehr zur Normalität indizieren würden« (S.217). Die Dynamik dieses Prozesses bleibt unerforscht. Dies hat aber weitere Konsequenzen für die Interpretation der Verteilungsänderungen ab 1850/60 in den Alpenländern als Ganzes, und zumindest auch Niederösterreichs, als Bewegungen entlang (des aufsteigenden) Asts einer auf Vermögen angewandten Kuznets-Kurve (S. 207–208, 272). Wenn, wie hier, der Beginn des modernen Wirtschaftswachstums in Österreich ungefähr auf die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts datiert wird, so stellt sich die Frage, weshalb Wachstum in den frühen Stadien und entgegen der Kuznets-These zunächst mit abnehmender Verteilungsungleichheit einhergeht, um später, das heißt nach circa dreißig Jahren, mit zunehmender Vermögensungleichheit verbunden zu sein. Kurz, ohne eine explizite Auseinandersetzung mit den theoretisch und empirisch zu erwartenden time-lags zwischen aus Wachstum resultierenden Einkommenszuwächsen und der Veranlagung daraus entstandener Ersparnis bleibt das Argument unscharf.

Die Untersuchung der Vermögenszusammensetzung unterscheidet die folgenden Anlageformen: Spareinlagen, Girokonten, Anleihen, Aktien, Versicherungsansprüche, Privatforderungen, Immobilien, Mobilien, Edelmetall und Bargeld. Die gleiche Stichprobe wie in den vorigen Kapiteln 4 und 5 auswertend, schätzt der Autor für jede dieser Anlagen Logit Regressionen mit (a) dem Vorkommen dieser bestimmten Anlageform in Vermögensbeständen und (b) deren Anteil an den Aktiva als (unterschiedlich) begrenzte abhängige Variable. Erklärende Größen sind zumeist die bereits aus der Untersuchung des Vermögenswachstums bekannten plus eine weitere die Konfessionszugehörigkeit reflektierende dummy Variable. Hier geht es vor allem darum, gruppenspezifische Portfoliostrukturen oder Neigungen, bestimmte Anlagen zu halten, aufzudecken. Der Mangel weitergehender Erläuterung zu den empirischen, theoretischen oder praktischen Gründen für die Wahl des Ansatzes, sowie zur Interpretation der Koeffizienten und Bestimmtheitsmaße dürfte aber für mit der Ökonometrie wenig vertraute Leser den Zugang unnötig erschweren. Die angegebenen Meßgrößen (MacFadden’s R2 und log-likelihood ratios) indizieren jedoch ein insgesamt relativ hohes Maß statistischer Aussagekraft der Schätzungen für die meisten Anlagen. Zunächst ist festzuhalten, daß Immobilien, Privatforderungen und Wertpapiere während des Untersuchungszeitraums den Großteil der gesamten Vermögen ausmachten. Gleichzeitig stieg aber die Bedeutung der Finanzmittel zu Lasten des Immobilienvermögens, während Privatforderungen aufgrund zunehmender kommerzieller Kredite an relativer Bedeutung verloren. Unter den erklärenden Variablen stellt sich die absolute Größe des Vermögens einer Person als besonders wichtig sowohl für das Vorkommen einer Anlageform als auch deren Anteil am Vermögen heraus. Mit anderen Worten, größere Vermögen waren differenzierter strukturiert als kleine. Darüber hinaus bestanden größere Vermögen vor allem aus Aktien, Anleihen, Privatforderungen und Immobilien, während in kleineren Edelmetalle, Mobilien und Bargeld einen gewichtigen Anteil hielten. Es lassen sich also superiore und inferiore Anlageformen unterscheiden. Interessant ist weiters die Beobachtung, daß Spareinlagen und, mit Einschränkung, Lebensversicherungen als vor allem für Kleinanleger intendierte Anlageformen keine negative Assoziation mit der Vermögensgröße zeigen – dies waren also Instrumente, die auch von Besitzern größerer Vermögen genutzt wurden. Dies schmälert jedoch nicht die Bedeutung, die diese Anlageformen für Unterschichtangehörige vor allem aus Gewerbe und tertiärem Sektor hatte. Innerhalb der Landwirtschaft findet sich ein prononcierter Gegensatz im Anlageverhalten der Selbständigen, die Immobilien besaßen, und der Auszügler und Unselbständigen, die in besonderem Maß Privatforderungen hielten. Dies reflektiert die spezifische erbrechtliche Situation in diesem Sektor, in der häufig die übrigen Nachkommen eines Erblassers mit einer de facto nicht liquidierbaren Forderung gegen den hofübernehmenden Erben bedacht wurden. Im gewerblichen Bereich dagegen waren die Anlagemöglichkeiten für Unterschichtangehörige institutionell deutlich weniger begrenzt: unter sonst gleichen Bedingungen und mit Ausnahme der Bauern und Kleinhandwerker, war Immobilienbesitz hier signifkant häufiger oder zumindest ebenso stark verbreitet wie in einigen anderen Berufsgruppen. Zudem wurden Finanzanlagen in Form von Sparbüchern gehalten. Die Wertpapier- und insbesondere Aktienmärkte wurden dagegen in erster Linie von den Besitzern größerer Vermögen und der Oberschicht genutzt, die auch vergleichsweise hohe Anteile an ihren Vermögen in Wertpapieren anlegten.

Den Gesamtzusammenhang von Wachstum, Verteilung und Struktur der Vermögen sieht Pammer gekennzeichnet, erstens, durch das unterschiedlich hohe Wachstum der Vermögen der verschiedenen Berufs- oder Bevölkerungsgruppen, das tendenziell vermögendere Gruppen bevorzugte und damit Verteilungsungleichheit beförderte. Zweitens, der im Zeitablauf abnehmende Anteil des insgesamt eher egalitär strukturierten primären Sektors an der Bevölkerung bewirkte langfristig einen ähnlichen, die Ungleichheit verstärkenden Effekt auf die Verteilung. Drittens, die Vermögenszusammensetzung änderte sich als Ergebnis gruppenspezifischer Anlagemuster und demographischen Wandels: der Bevölkerungsanteil der Gruppen, die bevorzugt in Finanzmittel investierten, nahm zu, und jene Gruppen, deren Vermögen überproportional wuchsen, investierten ebenfalls in Finanzanlagen. Dies führte zu einem relativen Bedeutungsverlust von Immobilien und Privatforderungen als Anlageformen. Diese Ergebnisse werden insgesamt durch das hier angebotene empirische Material unterstützt.

Die Stärke dieser Arbeit liegt in ihrem umfassenden Zugriff auf Mikrodaten und deren statistisch-ökonometrischer Untersuchung. Ein Großteil des dichten Texts dient dabei der detaillierten Präsentation und Kommentierung der Daten und Schätzresultate, die ein Bild regional und sektoral stark differenzierter, sich im Zeitablauf ändernder Verteilungsmuster entwirft. Was dabei eher zu kurz kommt, ist die Diskussion der weiteren historischen Implikationen dieser Ergebnisse. Wiewohl in der Einführung auf das Problem kurz abgestellt wird, bleibt zum Beispiel die Frage, inwieweit die dargestellten Merkmale der Vermögensverteilung, und deren Veränderungen im Lauf des 19. Jahrhunderts, auf die Dynamik und Struktur des Wachstumsprozesses in Österreich zurückwirkten, weitgehend unbehandelt. Wenn damit auch gängige Interpretationen der österreichischen Wirtschaftsentwicklung nicht nachhaltig in Frage gestellt werden, so steht dem gegenüber das Verdienst, ein zentrales, doch bislang im österreichischen Kontext wenig erforschtes historisches Problem aufzugreifen. Hier handelt es sich um eine detailreiche, gründliche Untersuchung, die jedem, der sich mit der Wirtschaftsgeschichte Österreichs befaßt, zum Studium empfohlen ist.


Anmerkung
1. Michael Pammer, Entwicklung und Ungleichheit. Österreich im 19. Jahrhundert, Stuttgart (Franz Steiner) 2002 (= VSWG-Beihefte 161).

Die Rubrik habilitation wurde in dieser Ausgabe von Dieter Stiefel herausgegeben.

 

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letzte Änderung: 19.06.2015
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